Die Berliner Siedlungen der 1920er Jahre

Siedlungen Berliner Moderne

Die bis heute sehr gut erhaltenen sechs Berliner Siedlungen wurden im Jahr 2008 mit dem Titel Weltkulturerbe geehrt, da die UNESCO zunehmend auch die modernen Stätten als schützenswert ansieht. Die sechs Siedlungen der klassischen Moderne in Berlin entstanden zwischen 1913 und 1924, größtenteils aber nach dem ersten Weltkrieg. Die Architekten verbanden in ihrem neuartigen Konzept die künstlerischen Vorstellungen der Avantgarde mit sozialen Ideen. Statt graue Mietskassernen mit engen, dunklen Hinterhöfen, sollten sich die Wohnungen der Zukunft durch viel Sonne, Licht und Grün kennzeichnen. Die modernen Wohnungen sollten bezahlbar sein und verfügten über Küche, Bad und meist sogar über einen Balkon. Diese modernen Wohnungen stellten einen grundlegenden Wandel in der Baukunst da und sollten zum Vorbild für die Wohnarchitektur des 20. Jahrhunderts werden.

Die Gartenstadt Falkenberg im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick (Ortsteil Bohnsdorf) ist die älteste der sechs Siedlungen der Moderne. Die Häuser mit unterschiedlichen Grundrissen sind hier in mehreren Reihen versetzt um einen Akazienhof gruppiert. Die expressiven Farben und die vielen Details lassen die Wohnhäuser richtig leuchten. Die Siedlung Schillerpark im Bezirk Mitte (Ortsteil Wedding) erinnert dagegen mehr an die Backsteinarchitektur von Amsterdam. Besondere Merkmale sind hier das stark hervortretende Relief an den Fassaden und das durchgehende Drempelgeschoss.

Die Großsiedlung Britz im Bezirk Neuköln entstand auf einem ehemaligen Rittergut und bietet Wohnraum für etwa 5.000 Menschen. Die Häuser sind hier in Hufeisenform um einen eiszeitlichen Pfuhl gebaut. Andere stehen in unregelmäßigen Abständen versetzt und bieten so mehr Platz für Grünflächen und abwechslungsreiche Ansichten. Insbesondere die Rote Front, eine feuerrot gestrichene Häuserzeile, und die Treppenhausgestaltung stechen hier ins Auge und bilden einen Kontrast zu den anderen, eher zurückhaltend gestalteten Häusern. Die Wohnstadt Carl Legien am Prenzlauer Berg trägt den Namen des ersten Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes. Die Bauten ragen hier vier bzw. fünf Stockwerke hoch und leuchten zur Straße hin in einem hellen Gelb, während in den Gartenhöfen unterschiedliche Farben verwendet wurden.

Schließlich zählen noch die Weiße Siedlung und die Großsiedlung Siemensstadt zu den sechs Berliner Siedlungen der Moderne. Anders als die vorherigen wurden sie nicht von dem Architekten Bruno Tauts erdacht, sondern von Wilhem Büning und anderen Architekten. Die Weiße Siedlung in Reinickendorf zeichnet sich durch ineinander übergehende Grünflächen und schneeweiß getünchte Fassaden aus, von denen sich die farbigen Fester- und Türrahmen absetzen. Die Großsiedlung Siemensstadt in Charlottenburg-Wilmersdorf und Spandau schmiegt sich ebenfalls in die vorhandene Landschaft ein, während die einzelnen Gebäude vielfältig gestaltet sind.